In unserem Artikel über Wandern mit Kindern haben wir einige grundlegende Punkte aufgegriffen, die die Zeit in der Natur so angenehm wie möglich gestalten sollen. Wenn man mit kleineren Kindern unterwegs ist, kommt dann schnell die Frage auf, wie man diese denn transportiert wenn sie noch nicht laufen können oder es irgendwann nicht mehr wollen. Man trifft dann schnell auf Kinderwagen oder eben die Kraxe. Diese wollen wir uns hier einmal etwas genauer anschauen.
Was ist eine Kraxe?
Wir waren zwar auch früher schon gerne in der Natur unterwegs, aber einer Kraxe sind wir bewusst nie begegnet. Aber so ist das mit der selektiven Wahrnehmung, denn vermutlich waren auch damals schon Eltern mit ihren Babytragen und Kinderkraxen unterwegs. Die erste Idee ist, dass man sich mit einem – geländegängigen – Kinderwagen auf den Weg macht. Schnell waren wir davon gefrustet, aber die Babytrage war auch schnell keine Alternative mehr, da das am Bauch festgebundene Kind eine erhebliche Anforderung an unseren Rücken stellte. Die Lust zum Wandern war dahin.
Doch dann sind wir über Freunde auf die Kraxe aufmerksam geworden. Optisch einem Rucksack nicht unähnlich, wird das Kind hier auf dem Rücken getragen. Das wollten wir ausprobieren und haben uns die Kraxe für eine Tour geliehen. Unser großer, der damals noch ganz schön klein war, hat sich schnell mit der Kraxe angefreundet und wir konnten eine kleine halbstündige Tour zum Test absolvieren. Das Kind sitzt dabei etwas erhöht, kann also quasi die Aussicht genießen. Gleichzeitig war die Kraxe offenbar so bequem, dass das Geschunkel beim Laufen sein übriges dazu getan hat, dass der Lütte sich einem gepflegten Mittagsschlaf hingeben konnte. Bei kurzen Pausen kann man die Kraxe stabil abstellen und auch der Zu- und Ausstieg sind einfach.
Nach dem Ersten Test war für uns klar: Eine Kraxe muss her… aber auf was sollten wir jetzt achten? Vermutlich ist es wie bei allem von der persönlichen Situation abhängig, welches das beste Modell ist. Wir haben getestet und recherchiert. Am Ende gab es einen klaren Sieger für uns: Deuter Kid Comfort*. Passt der auch zu euch? Lest weiter.
Das wichtigste über Kraxen in Kürze
- Kraxen tragen sich wie Rucksäcke und sind rückenschonend
- Durch Umsetzung von Ergonomiepunkte sind Kraxen für Kinder und Erwachsene komfortabel
- Je nach Modell sind Kraxen sehr stabil und wetterfest
- Die Kinder haben beim Wandern einen guten Überblick und können auch mal bequem ein Nickerchen machen
- Kraxen haben in der Regel noch ein zusätzliche Transportfach und/oder ein Fach für eine Trinkblase und können so teilweise einen weiteren Rucksack ersetzen.
- Durch den eingebauten Standfuß kann man die Kraxe sicher am Boden abstellen, bevor das Kind aussteigt.
In welchem Alter kann man mit Kraxe wandern?
Wir sind die erste Zeit noch kurze Touren mit der Kindertrage gegangen. Länger als eine halbe Stunde ging da aber nicht aber das war für uns in Ordnung. Natürlich wollten wir bald auch wieder längere Auszeiten in der Natur genießen. Als wir uns dem Thema Kraxe angenommen haben kam natürlich schon auch die Frage auf, ab welchem Alter wir den Lütten denn da reinsetzen können. Wir haben gewartet, bis er sicher selber sitzen konnte. Generell findet man die Information, dass es ab 6 Monaten möglich ist und die volle „Kopfkontrolle“ vorhanden ist.
Spätestens wenn das Kind 5 Jahre alt ist, ist die Kraxe nur noch als Notfall-Instrument zu gebrauchen. Je nach Größe des Kindes wird es dann sehr eng in der Sitzschale und je nach Gewicht wird der Träger recht schnell die sogenannte Grätsche machen 😀 Wir haben die Erfahrung gemacht, dass es dann eher Sinn macht die Tour an das Kind anzupassen oder kleine Motivations-Booster einzubauen, damit das Kind Spaß am selber laufen hat. Ein paar Ideen findet ihr in unserem Artikel „Wandern mit Kindern„.
Wie lange darf eine Wanderung in der Kraxe dauern?
Generell muss man sich klar darüber sein, dass das Kind in der Kraxe sitzt. Die Beine sind angewinkelt, eine Bewegung findet im Prinzip nicht statt. Probleme die dadurch entstehen können sind schlecht durchblutete Beine, auskühlen an kalten Tagen, Hitzestau an heißen Tagen. All das ist aber nur dann ein Problem, wenn man versucht Rekorde aufzustellen. Wer wollte nicht schonmal alle 4000er in Rekordzeit mit einer Kraxe besteigen. Wenn man sich an ein paar einfache Regeln hält, dann wird die Tour zum Erfolg und für alle ein tolles Erlebnis:
- Pro Stunde Wandern sollte man 10-15 Minuten Pause einlegen. Dabei die Kinder aus der Kraxe herausholen und sich bewegen lassen. Das ist gut für die Durchblutung und setzt einen positiven Akzent, der auch die Motivation fördert. Sollte das Kind in der Kraxe eingeschlafen sein, dann kann es da auch mal drin bleiben. Aber in dem Fall sollte die Kraxe niemals unbeaufsichtigt bleiben.
- An heißen und sonnigen Tagen ist Eincremen Pflichtprogramm. Lange Kleidung kann ebenfalls als Sonnenschutz dienen, so auch eine Mütze mit zusätzlichem Nackenschutz. Auch wenn die Kraxe einen Sonnenschutz integriert hat, sollte man das Wandern in der prallen Sonne vermeiden und lieber einen schattigen Weg wählen, wo das möglich ist. Ausserdem sollte regelmäßig auf Hitzestau in der Kraxe geprüft werden. Das kann aber auch ganz einfach durch eine zweite Person während der Wanderung geschehen.
- An normalen oder kalten Tagen ist darauf zu achten, dass die Kinder mehr Schichten anbekommen als die Eltern. Zum einen bewegen sie sich nicht und zum anderen kühlen Kinder schneller aus als Erwachsene. Der altbewährte Zwiebel-Look macht auch in diesem Fall wieder Sinn.
Alternativen zur Kraxe
Wir haben uns viele Gedanken dazu gemacht, was wir eigentlich wollen, bevor wir uns eine Kraxe zugelegt haben. Wir sind einfach nicht die Typen, die sich was kaufen, was dann im Keller verstaubt. Daher haben wir uns auch die Alternativen angeschaut. In den vorhergehenden Abschnitten haben wir das schon teilweise angerissen. Also welche Alternativen gibt es und warum haben wir uns trotzdem für eine Kraxe entschieden?
- Als allererstes fällt sicher jedem der Kinderwagen ein. Inzwischen gibt es so viele Modelle für alle Lebenslagen, dass es auch ein „Offroad“-Segment gibt. Und in der Tat haben wir beim Kauf des Kinderwagens auch darauf geachtet, dass er maximal Flexibel ist und eben auch Stock und Stein verträgt. Unser Kinderwagen hat entsprechend große Räder, die sich feststellen lassen. Die Liegefläche lässt sich aufstellen und selbst der 5 Jährige kann notfalls noch mit fahren, wenn man ihn zum Offroad-Buggy umbaut. Und dennoch: Wird es eng, sehr steil oder wandert man auf einem Weg mit vielen Wurzeln oder Schlammlöchern kommt der Kinderwagen an seine Grenzen. Die ersten leichten Wanderungen sind damit kein Problem. Aber das sind ja im Prinzip auch eher Spaziergänge 😛
- Der kleine Bruder des Kinderwagens, der Buggy, sei hier erwähnt. Aber aus unserer Sicht dient der eher als wendiger Stadtflitzer und hat im Wald nichts zu suchen. Wir hatten uns mal einen ausgeliehen und sind schon an einem Schotterweg gescheitert.
- Der Klassiker der ersten Stunde ist das Tragetuch oder die Baby-Trage. Tatsächlich würden wir diese Eltern empfehlen, die sehr zeitig nach der Geburt wieder in den Wald wollen. Mit Baby hat man noch nicht so viel Gewicht zu schleppen, aber mit zunehmendem Alter wird der Spaziergang immer beschwerlicher. Vor allem für den Rücken. Für uns ist die Trage der Einstieg. Die allermeisten Eltern haben heute eh eine, weil man so auch das quengelnde Kind zu Hause rumtragen kann ohne auf seine Hände verzichten zu müssen. Und gerade die ersten sechs Monate in der die Kopfkontrolle noch nicht ausreichend ausgeprägt ist, ist es wohl die beste Alternative.
Pflege und Wartung
Wir können natürlich nur von unserer Kraxe berichten, aber bisher gab es in 5 Jahren Benutzung keinerlei Teile, die getauscht werden mussten. Was aus Erfahrung mit Rucksäcken wohl als erstes schlapp machen wird, sind Schnallen oder Reißverschlüsse. Aber wie gesagt: bisher keine Probleme.
Was die Pflege angeht, ist bei unserem Modell der Außenbereich aus Synthetikfaser und gut mit einem feuchten Lappen zu reinigen. Schlammigen Touren steht also nichts im Weg. Der innere Teil, in dem das Kind sich aufhält ist mit weichem Stoff überzogen. Vor allem der Kopfteil wird da gerne in Mitleidenschaft gezogen, wenn der als Kopfkissen genutzt wird. Aber auch hier ist eine Reinigung kein Problem.
Kann ich die Kraxe mit ins Flugzeug nehmen?
Eine Kraxe wird bei den meisten Fluggesellschaften als Kinderwagen-Ersatz eingestuft, ist also genauso zu behandeln. Wir konnten bei unseren Reisen die Kraxe ohne Probleme – und ohne Aufpreis – als Sperrgut aufgeben. Wir mussten es beim Check-In anmelden und danach beim Sperrgut-Schalter abgeben.
Fazit und Empfehlung
Die Kraxe ist bei uns nicht mehr weg zu denken. Es ist eine Investition auf Zeit, da man die Kinder nur zwischen einem halben und ca. 5 Jahren darin durch die Gegend tragen kann. Aber für aktive Eltern, die gerne unterwegs sind (und das gilt nicht ausschließlich für den Wald) lohnt sich die Investition aus unserer Sicht auf jeden Fall.
Nach ein paar Tests mit verschiedenen Kraxen aus dem Freundeskreis kam für uns eigentlich nur die Deuter-Kraxe in Frage. Die gibt es in drei Ausführungen:
Wir haben uns für das mittlere Modell (Damals noch in der Version 2) entschieden. Die „Active“ Variante ist zwar leichter, aber hat z.B. keinen zusätzlichen Sonnen-/Regen-Schutz. Die Pro-Variante kommt noch mit einem abnehmbaren Daypack. Das war uns der Aufpreis aber nicht wert, da wir alle auch entsprechende Rucksäcke besitzen und der Stauraum in der normalen Variante für uns absolut ausreichend ist.